Das Frühjahr ist schon verstrichen und man begann mit sanften Trainingseinheiten mit dem Motorisierten Zweirad um sicher durch die Saison zu gelangen. Dieses Faktum muss doch einem echten Biker einen Seufzer entlocken und ihn an die alten Zeiten erinnern, als es noch “Machs geil wie Kenny – Knieschleifen in zwei harten Stunden” hiess.
Ja, die alten Zeiten, in denen man noch unbekümmert, elegant, mit Dampf durch eine Kurve zirkeln konnte. Doch immer wieder schleichen sich Krankheiten wie Zusammengekniffene Arschbacken und Schräglagensausen gepaart mit schleissigem Material ein – es ist als ob man Wein mit Cola verdünnen würde oder seinen Rechner mit Windows vergewaltigt um darauf zu arbeiten.
Ich will hier keineswegs für das Herumrasen Werbung machen! Es ist ein weiter Weg von fühlbarer Dynamik und dem Dahingleiten auf dem Asphalt bis zur enthemmten Raserei.
Was ist eigentlich Zu‐schnell? Zu schnell für die Kurve? Zu schnell für die Panik des Kleinhirns welches sich in Richtung Hose verzupft hat? schnell für Rollsplitt, Kuhmist oder Gegenverkehr? Das alles hat nichts mit objektivem Zu‐schnell zu tun, sondern mit subjektivem Erleben und dem Fahrstil, welchen man seinem Können anpassen sollte. Ein Beispiel sollte das an dieser Stelle verdeutlichen:
Wenn ein anderer in derselben Ecke noch am glitschenden Kuhfladen oder sonstigem Bioauswurf vorbei kam, dann war er Genau‐richtig. Und Du, du einfach blind, wenn du mittendurch fährst. Egal welche Geschwindigkeit.
Aber nun zurück zum Thema, den dynamischen Kurven und der Schräglage – Enge Kurven mit ausreichend Zug am Hinterrad und Schräglage ergeben einen wunderbaren Kraftbogen den es bis ans Ende auszukosten gilt. In harmonischer Linie mit dem Bike in Richtung Asphalt, spüren, wie die Reifengummis souverän den Asphalt abtasten, Grip, Fliehkraft, Leichtigkeit, In‐sich‐ruhen – Meditation und Hingabe.
Um es richtig zu machen bedarf es aber des entsprechenden Werkzeugs, einer intakten Maschine und etwas Grundwissen, welches darin besteht, dass Reifen so lange halten bis die Ohren kratzen. Die Überwindung des inneren Schweinehundes und der Angst liegt in der Übung und der richtigen Blicktechnik, welche uns weit vorausschauen lässt um den Horrizont zu entzerren. Hat man dies geschafft verlagert man locker den eigenen Schwerpunkt neben die Maschine und irgendwann tippt dabei das Knie ganz unschuldig auf den Asphalt.
Mach’s geil wie Kenny.