Dies ist der vierte Teil meines Second Life Feldversuches, eine Art Tagebuch über die Erfahrungen als vermeintlicher Neuling. Die vorhergegangenen Postings finden sich hier, hier und hier.
Der erste Test‐Arbeitstag ging mehr oder minder ohne grosse Probleme über die Bühne und ich war eher irritiert über die Vorgehensweise meines Arbeitgebers, aber das lassen wir mal so hingestellt. Als Tänzerin trat ich nun auch den folgenden Arbeitstag an. Ein DJ sorgte im Club für entsprechende Musik und die Gäste trudelten nach und nach ein. Ab 20:30 war dann so richtig der Bär los und die Kinder am Spielen mit ihren Scripten.
Meine Aufgabe bestand darin, mit eben jenen Gästen zu tanzen und zu flirten. Kurzum, sie so lange als möglich im Club festzuhalten und für deren Wiederkehren zu sorgen. Die Bezahlung funktionierte auf ‘Tip‐Basis’ – was soviel heisst wie freie Spenden der Gäste. Aus Erfahrung war ich bislang der Meinung, dass die Leute in SL eher knausrig unterwegs sind, aber ein Stundenlohn von etwa 300 L$ für dumm campen und den Leuten sagen wie gut sie heute wieder aussehen…
Um ehrlich zu sein, der Job an sich ist nichts fuer mich. Ja, ich bin kontaktfreudig und kann halbwegs mit Leuten umgehen, aber immer diese gezwungene Höflichkeit macht es einem nicht leicht – vorallem wenn man von diversen Personengruppen dumm angemacht und abgeworben wird.
Wie dem auch sei, passierte es diesen Abend etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Jemand schüttete mir sein Herz aus und textete mich mit seinen Beziehungsproblemen zu; Ich hätte zu diesem Zeitpunkt alles erwartet – von der tiefsten Anmache bis zur Aufforderung mich virtuell auszuziehen – aber keine Psychaterfunktion. Was genau gesprochen wurde, halte ich hier natürlich aussen vor, da es niemand anders etwas angeht. Aber so viel ist sicher: Eine Person die einem zuhört und sich einem widmet, ist durch nichts zu ersetzen. Selbst im Zweiten Leben.