Obwohl ich nun schon eine Weile in Second Life umherstolpere, habe ich mich nie um den Beziehungskram und den simulierten Geschlechtsverkehr gekümmert, da man eigentlich immer nur von den Auswüchsen und Übertreibungen in den Medien erfährt, was mitunter ziemlich abschreckend wirken kann.
Doch irgendwie scheint mich das Thema die letzten Tage im Auftrag des Pikkubot‐Supports wieder einmal einzuholen, was mich zu ein paar Recherchen brachte.
Da ich nicht unbedingt scharf drauf bin, selbst in diese Ecke der Welt einzutauchen, befragte ich einfach mal meine Bekannten zu diesem Thema, ob diese etwas wussten. Eventuell konnte mir ja jemand einen Hinweis geben, den man verwerten konnte.
Doch waren die Antworten eher nichtssagend, dass man fast davon ausgehen konnte, dass es niemand auch nur annähernd ausprobiert hatte. Komischerweise wussten jedoch alle bestens über die verfügbaren Werkzeuge bescheid.
Doch das klassische Herumfragen hatte mir nicht viel gebracht, außer einer Hand voll weiterer Kontakte, welche eventuell mehr wissen sollten. So konnte ich mich mit Leuten eines Escort Service bei einer Tasse virtuellem Tee unterhalten, während diese aus dem Nähkästchen plauderten wie die Sache funktioniert:
Es fängt alles meist sehr unschuldig in diversesten Clubs an, wo die Suchenden Leute einmal alles was in ihr Beuteschema passt abklopfen. Es sind immer die gleichen, nichtssagenden ‘Hi, wie geht es dir?’- und ‘sües Aussehen’-Anmachen, mit deren Kreativität es meist nicht weit her ist.
Irgendwann in diesem Geplänkel fällt dann meist der Groschen da der Escort auf die plumpe Anmache einsteigt und sich gegen Vorkasse in entsprechenden Räumen zur Weiterarbeit überreden lässt. Meine Gesprächspartner wiesen mich alle an dieser Stelle darauf hin, dass Vorkasse die einzige Absicherung sei, die sie haben, da es sehr oft Leute gibt, die sie sonst übers Ohr hauen würden.
Doch zurück zum Thema: Es sei gesagt, dass sich Sex im zweiten Leben in den meisten Fällen auf mehreren Ebenen abspielt:
Zum Ersten gibt es einmal die Text‐Ebene, den klassischen Chat mit seinen Emotes ( /me tut etwas. ), was eigentlich den Hauptteil des Ganzen ausmacht. Das Schwierige dabei ist, nur seine eigenen Handlungen zu beschreiben, damit man dem Partner nicht den Spielraum nimmt und sich nicht nur auf ‘aaaaahhh’s und ‘oooohs’ beschränkt oder aus der Rolle fällt. Ein absolut beliebter Romantikkiller ist dabei auch der Hinweis darauf, was gerade im ersten Leben passiert oder macht.
Die zweite Ebene, auf der sich alles abspielt ist die visuelle Ebene, die mit Animationen und Poseballs die Erste untermalen sollte. Da der handelsübliche Avatar sexuell genauso bestückt ist wie Barbie’s Freund Ken, kommen hier oft diverse ansteckbare Körperteile zum Einsatz, nebst anderen technischen Hilfsmitteln, für jene, die eben nicht viel tippen wollen.
Wer nun meint, dass es das schon war, kennt die Kreativität der Benutzer nicht. Seit einiger Zeit hält in Second Life noch eine weitere Mode Einzug: Voice – eine Verbindung zum direkt miteinander reden, was einem noch zusätzlich das gesamte Spektrum von Telefonsex ins Rennen wirft und als Nebeneffekt auch einen Nachweis des Geschlechts des Partners liefert. Doch ist das Thema Voice an sich schon selbst bei den Escorts umstritten, da man dadurch schon zu viel seines ersten Lebens ins Spiel bringt.
Dass das Ganze dabei noch vor dem PC stattfindet, lässt erahnen, dass dabei der Komfortfaktor sicherlich auch darunter leidet.
Doch was macht nun das Thema Second Sex so interessant, dass sich so viele Leute darauf einlassen?
Meine Gesprächspartner waren bei dieser Frage alle einig: Die Kunden dürfen das was sie in ihrem wirklichen Leben nie machen würden ausprobieren. Anonym und relativ unzensiert.
Was nun den Reiz des Ganzen betreffe, so sei es das, was man als Kopfkino bezeichnet, was es ausmacht. Also das, was in der Phantasie der Leute – in erster Linie derer der Kunden – vor sich geht. Die Interpretation der Textebene.